Auf Hingabe angelegt
Unsere These heißt: Ein Mensch findet sich in dem Maße, in dem er sich an etwas verliert. Das klingt paradox und ist doch wahr. Sie können es selbst ausprobieren.
Mit dem eben Gesagten haben wir nun auch eine Fährte entdeckt, auf der es sich lohnt, nach dem Sinn des eigenen Lebens zu suchen. Sie finden den Sinn Ihres Lebens vermutlich weniger durch theoretische Überlegungen, durch kluge Bücher oder philosophisches Grübeln. Sinnfindung geschieht höchst praktisch: Wenn ich etwas entdecke, an das ich mich schenken, an das ich mich verlieren und ausliefern kann, dann erfahre ich mein Leben als sinnvoll. Sinnfindung geschieht durch Hingabe.
Da hat sich zum Beispiel jemand einer großen Aufgabe verschrieben, ist ganz erfüllt davon und findet darin den Sinn seines Daseins. Beeindruckend sind auch die Lebensgeschichten von Menschen, die mit ihrem Engagement anderen Menschen helfen, wie die vom Gründer von „Ärzte ohne Grenzen“.
Oder jemand ist „hin und weg“ von einer beflügelnden Idee, an die er sich verloren hat und die er umzusetzen versucht.
Oder zwei Menschen sind „Feuer und Flamme“ – sie verschenken sich in der Liebe zueinander und entdecken sich selbst dabei nochmals ganz neu.
Hingabe heißt: Ich werde durch etwas Faszinierendes, das größer ist als ich selbst, dazu verlockt, mich loszulassen und mein Leben daran zu verschwenden. Sinnfindung ist ohne den Preis der Hingabe wohl nicht möglich.
Und das Sinnlosigkeitsgefühl, das Menschen immer wieder überfällt, hat nicht zuletzt auch etwas damit zu tun, dass sie sich schwer tun, sich hinzugeben. Noch einmal: Das, woran wir uns in tiefer Faszination hingeben – heimlich oder offen – das wird zu unserem Lebenssinn.